Reiterpraxis.


Ich will doch nur spielen

… was heißt hier „nur“ spielen? Ob Mensch oder Tier: Wir alle spielen gern! Kein Wunder, denn Spielen macht Spaß und hat auch noch handfeste positive Effekte.

Fohlen toben ausgelassen zwischen ihren Müttern herum, Junghengste beißen einander in die Vorderbeine, gesittete Pferdesenioren spielen Tauziehen mit einem heruntergefallenen Ast auf der Weide – keine Frage, auch Pferde lieben es zu spielen. So wie Menschenkinder spielerisch die Welt entdecken und gestandene Skatbrüder ihr wöchentliches Gehirnjogging betreiben, so trainieren auch unsere Pferde mit den verschiedensten Spielen all ihre Sinne. Die Natur hat es geschickt eingerichtet, dass wir Spaß am Spiel haben und gleichzeitig lernen – ob wir nun allein spielen, mit Gleichgesinnten in der Gruppe oder sogar über die Grenzen der eigenen Art hinaus.

Klar, für Spiele mit Katze oder Hund fallen uns Dutzende Ideen ein. Aber mit dem Pferd spielen? Ist das nicht gefährlich? Wenn man Pferde im Spiel miteinander beobachtet, scheinen die Bedenken durchaus berechtigt. Zwickt mein Pferd mich so freundschaftlich wie seinen Kumpel auf dem Paddock, trage ich mindestens einen kräftigen blauen Fleck davon. Außerdem: Wie weiß mein Spielpartner, wann der Spaß aufhört?

Die Kunst besteht darin, die richtigen Spielideen zu entwickeln, damit es nicht zum Kräftemessen mit dem körperlich vielfach überlegenen Vierbeiner kommt. Wie wär’s zum Beispiel damit, den guten alten Hula-Hoop-Reifen mal wieder vom Dachboden zu kramen?

Das Hula-Hoop-Spiel

Bei diesem Spiel kommt es auf Geduld und Vertrauen des Pferdes und auf unsere eigene Geschicklichkeit an. Zur Vorbereitung wird das Pferd natürlich erst einmal an den Reifen gewöhnt, es darf ihn ausgiebig anschauen und beschnuppern. Dann beginnen wir damit, den Reifen langsam über den Kopf des Pferdes zu streifen, später immer schneller zu schwenken und schließlich sogar zu werfen. Weil nach jedem geglückten Wurf sofort Lob und Belohnung warten, versteht das Pferd bald, worauf die Aktion hinausläuft, und wird seinen Kopf regelrecht hinhalten.

Jetzt kann das eigentliche Spiel beginnen: Der Reifen wird vor dem Pferd in die Luft gehalten. Es soll sich nun auf ihn zu bewegen und seinen Kopf hindurch stecken. Gleichzeitig versuchen wir, den Reifen ein Stück zu werfen. Den Abstand wählen wir entsprechend dem eigenen Geschick sowie der Treffsicherheit aus – landet der Reifen dem Pferd ständig mitten im Gesicht, findet es dieses „Spiel“ sicher nicht lange lustig! Wie immer beim Spielen: Es gibt keine strengen Vorschriften, wir können die Regeln individuell anpassen und uns von den Ideen unseres Pferdes inspirieren lassen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, sollten wir ein Spiel jedoch immer auf die gleiche Art und Weise durchführen. Das Hula-Hoop-Spiel macht nicht nur viel Spaß, sondern trägt auch dazu bei, die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern und das Vertrauensverhältnis zu festigen. Außerdem wirkt es schon recht beeindruckend auf Zuschauer und hat nicht zuletzt auch einen ganz praktischen Nutzen: Das Pferd gewöhnt sich daran, dass ihm etwas über den Hals geworfen wird – sei es nun ein Reifen, ein Zügel oder ein Führstrick. «««

Warum mit dem Pferd spielen?


Spielen
  • erhöht die Lernfähigkeit,
  • hilft schreckhaften Pferden, mutiger zu werden,
  • macht neugierig,
  • fördert das Vertrauen in den Menschen,
  • sorgt für Abwechslung,
  • steigert die Lebensqualität,
  • verbessert die Kooperationsbereitschaft des Pferdes im täglichen Training,
  • ist auch für kranke Pferde geeignet,
  • bringt Mensch und Pferd einfach Spaß!